a
Deutschlands gehört, und welches 5000 Q.m. betragt.
— Zu dieser allgemeinen Vergleichung der Europäischen
Ländergrößen-lassen sich noch die vielen kleineren Staa-
ten denken, in welche die übrigen Stücke von Deutsch-
land und Italien zerfallen, und welche noch eine sehr-
mannigfaltige und abweichende Größe darbieten. Der
größte von den übrigen Deutschen Staaten ist das Kö-
nigreich Baiern mit 1400 Q.m., und der kleinste das
Fürstenthum Lichtenstein an der Grenze der Schweiz mit
3 Q.m. — So auch in Italien hat das Königreich
Neapel 1400 Q.m. und die Republik St. Marino ist
eben nur ein Berg mit einer Stadt. So verschieden
ist die Größe -der Europäischen Staaten. Wenn man
diese Größen sich recht deutlich denken, und gleichsam
vor Augen haben will, so muß man die Abbildungen
der Länder an der Charte gegen einander halten, und
die eine an der andern messen.
Bevölkerung.
§ 12. Zu dieser Verschiedenheit der Landergröße
hat man sich die wechselnde Bevölkerung der Länder zu
denken, die weniger oder mehr gedrängten Massen der
Menschen, die über den ganzen Welttheil verstreut sind.
Nicht ist es so, daß in dem größten Lande auch immer
die meisten Menschen wohnen, sondern es kommt hierbei
auf die Beschaffenheit und auf den Anbau des Landes,
so wie auch auf den Fleiß der Menschen an, die dasselbe
bewohnen. Und auch in einem und demselben Lande ist
die Bevölkerung nicht überall gleich stark, sondern wech-
selt nach der Beschaffenheit der Gegenden ab, ob mau
gleich nach den Quadratmeilen desselben überrechnet, wie
viele Menschen auf jede derselben kommen, und darnach
die Bewölkerung des Landes abschätzt. In Ländern, die
schon ziemlich gut bevölkert sind, wohnen zwischen vier
und fünftausend auf einer Quadratmeile. So ist es in
England und Italien, und demnächst in Deutschland und
Frankreich; und in diesen Ländern sind wieder einzelne
Gegenden, die über alles stark bevölkert sind, so daß sie
alles überteeffen. Co ist es auf der Insel Maltha, auf
den Ionischen Inseln und in einigen Gegenden am Rhein,
wo auf einer Quadratmeile wohl zehn bis zwölftausend
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Italien Baiern Italien Neapel England Italien Deutschland Frankreich Maltha Rhein
393
treu, und ließ den Krieg durch Marlborough eifrig fort-
führen. Bei vielerlei Kriegswechseln nun, die sich auf
dem Hauptschauplatze am Rhein, in Italien und in den
Niederlanden zutrugen, traten mehrere große Haupt-
schlachten hervor, durchweiche diese beiden großen Feld-
herren die herrlichsten Siege über Frankreich erfochten,
so daß jetzt das Glück immer mehr von Ludwig Xiv.
wich. Die erste war bei Hochstedt, im I. 1704, wo
Eugen und Marlborough den französischen Marschall
Tallard mit 15000 Mann gefangen nahmen. Durch diese
Schlacht wandte sich das Kriegsglück entschieden auf
die östreichische Seite, und in derselben Zeit führten die
Engländer den Erzherzog Karl, welchen Kaiser Leopold I.
feierlich zum König erklärte, nach Catalonien in Spa-
nien, wo er auch als solcher ausgenommen wurde, und
indem sie damals die starke Festung Gibraltar für sich
eroberten, veranlaßten sie auch den König Pedro von
Portugal, zu dem großen Bündniß zu treten. Nach die-
sen ersten glücklichen Ereignissen starb zwar Kaiser Leo-
pold I. im I. 1705, nachdem er noch in seinen letzten
Lebensjahren einen zweiten Aufruhr in Ungarn erlebt
hatte, und es folgte ihm sein ältester Sohn Joseph I.;
aber der Erbfolgekrieg ging unter demselben noch eben
so fort, und wie anfangs der erwähnte Aufstand in Un-
garn die Parthei des Kaisers schwächen sollte, so ereig-
nete sich dagegen auch in Frankreich der Aufruhr in den
Cevennen, wodurch auch Ludwig Xi V. in seiner Kriegs-
macht geschwächt wurde. Und so blieb denn der große
Kampf noch lange über die Länder und Meere ausge-
breitet, bis er endlich auf zwei Hauptpunkten zwar eine
verschiedene, aber doch für die Verbündeten günstige
Wendung nahm. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz
von Ober-Italien an bis in die Niederlande hin blieben
die beiden Feldherren Eugen und Marlborough gegen
die Feldherren Ludwigs im Ganzen immer im Glücke,
und errangen einen allgemeinen Sieg vorzüglich durch
zwei Kriegsthaten, durch die Schlacht von Turin, im
I. 1706, durch welche Prinz Eugen die spanischen Be-
sitzungen in Italien und auch das Königreich Neapel
erlangte, und durch die Schlachten von Malplaquet und
Ramillies in demselben Jahr in den Niederlanden, wo-
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Extrahierte Personennamen: Marlborough Ludwig_Xiv Ludwig Eugen Marlborough Marschall
Tallard Karl Karl Leopold_I. König_Pedro_von
Portugal Joseph_I. Ludwig_Xi_V. Ludwig Eugen Marlborough Ludwigs Eugen Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Italien Niederlanden Frankreich Catalonien Ungarn Frankreich Niederlande Turin Italien Neapel Niederlanden
438
stell wirklich seine Untergebenen waren, und zugleich
fügte er seinem Kaiserthum noch zwei andere König-
reiche hinzu. Dem König Ferdinand Iv. von Neapel, der
wahrend dieses Krieges das Anlanden einer englischen
Flotte an seinen Küsten nicht hatte verhindern können,
.machte er dieses so zum Verbrechen, daß er ihm und
seiner Familie das Königreich nahm, und es seinem eig-
nen Bruder Joseph gab, vor dessen Annäherung sich
Ferdinand nach Sicilien hinüber begeben mußte, und
waren nun^ zwei Königreiche in Italien an seine Herr-
schaft geknüpft, so bemächtigte er sich auch der kleinern
italienischen Staaten, und gab sie an Mitglieder seiner
Familie, so daß er auch über ganz Italien herrschte,
denn auch des Kirchenstaates bemächtigte er sich nachher,
und ließ den Pabst gefangen hinwegführen. Und auf
der andern Seite mußte die Republik Holland ihn auf
seine Veranlassung selbst bitten, ihrem Lande einen Kö-
nig zu geben, und so verwandelte er auch sie in ein
Königreich, über welches er seinen Bruder Ludwig
setzte. Den ganzen Osten und Süden hatte er auf diese
Weise mit einzelnen Reichen umgeben, die alle unter
seiner Oberherrschaft standen, und nur im Westen be-
hielt er immer noch die Engländer zu Feinden, die den
Krieg gegen ihn auch wieder angefangen hatten, jund
ihn auf der See fortsetzten. An diesen Krieg mit Oest-
reich knüpfte sich schon im folgenden Jahre ein neuer
mit Preußen und Rußland, weil der König Friedrich
Wilhelm Iii. von Preußen, wegen einer Verletzung sei-
nes -Gebietes bei dem östreichischen Kriege nun selbst
eine Kriegserklärung gegen ihn ergehen ließ. Und wie
die französischen und preußischen Heere in der Mitte
Deutschlands gegen einander zogen, da ereignete sich die
denkwürdige und verhängnißvolle Schlacht bei Jena, im
Oktober 1806, in welcher Napoleon wieder einen so ent-
schiedenen Sieg über das preußische Heer davon trug,
daß darauf ein- neuer großer Fortschritt seiner Erobe-
rungen folgte. So schnell zog er nun mit seinen Heeren
in das Königreich Preußen ein, dessen Provinzen und
Festungen er in Besitz nahm, daß der König seine t
Hauptstadt verlassen, und sich nach Ostpreußen zurück-
ziehen mußte. Und nachdem Napoleon in Berlin einge-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Iv Ferdinand Joseph Ferdinand Ludwig Ludwig Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sicilien Italien Italien Republik_Holland Deutschlands Jena Berlin
9
stenthum Holstein, und der König der Niederlande das
Deutsche Fürstenthum Luxemburg. Was nun von Deutsch- '
land noch übrig bleibt, das ist noch zwischen drei Könige
getheilt, nämlich Baiern, Würtemberg und Sachsen, und
zwischen mehrere Fürsten. Auch in Italien sind außer
dem Lombardisch-Venetianischen noch Fwei Königreiche,
Sardinien und Neapel und mehrere Furstenthümer, un-
ter welche der Kirchenstaat mit dem Pabste gehört. Nor-
wegen und Schweden sind unter einem König vereinigt,
Frankreich, Spanien und Portugal bilden besondere Kö-
nigreiche. Endlich ist in der Türkei nicht sowohl ein
Kaiser, als ein Großtürke oder Sultan.
§ 9. Das sind aber nichts alle Staaten von Europa,
denn es kommen noch die Lander und Städte hinzu,
welche nicht unter der Herrschaft eines fürstlichen Ober-
haupts stehen, sondern von obrigkeitlichen Versammlun-
gen beherrscht werden, und also keine Monarchien, son-
dern Republiken bilden. Vorzüglich in der Schweiz ist
es so eingerichtet, welches Land ganz und gar aus Re-
publiken besteht, die von den dortigen Städten aus durch
viele obrigkeitliche Personen beherrscht werden. Durch
das übrige Europa hin liegen nur noch einige und zwar
kleine republikanische Gebiete. Dazu gehören in Deutsch-
land die vier freien Reichsstädte Frankfurth a. M., Ham-
burg, Bremen und Lübek, um welche her noch kleine
republikanische Gebiete liegen, die von diesen Städten »
aus beherrscht werden. Am größten ist das Gebiet,
welches um die Stadt Krakau herliegt, welche zwischen
Polen und Galizien eine solche Republik bildet; die kleinste
aber ist in Italien St. Marino, weiche Stadt, auf einem
Berge im Kirchenstaate gelegen, von ihren eigenen Bür-
gern beherrscht wird. — Das ist also die ganze Staa-
tenvertheilung von Europa, in welcher die republikani-
schen Gebiete gegen die vielen monarchischen Staaten
nur einen geringen Raum einnehmen.
Größe der Länder und Staaten.
§ 10. Wenn man die Größe der Europäischen Lan-
der mit einander vergleicht, so findet man darin große
Abweichung und Mannigfaltigkeit. Das größte Land in
Europa ist Rußland, welches einen Umfang von 80000
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Extrahierte Ortsnamen: Holstein Niederlande Deutsche_Fürstenthum_Luxemburg Deutsch- Baiern Würtemberg Sachsen Italien Sardinien Neapel Schweden Frankreich Spanien Portugal Europa Europa Frankfurth_a._M. Bremen Krakau Polen Galizien Italien Europa Europa
—, 437 —
bct'ti er umgab es durch seine Eroberungen noch mit
einer Reihe von Königreichen, deren Throne er mit
seinen Brüdern und Verwandten besetzte, die alle nach
seinem Willen herrschen mußten, wodurch er eben der
alleinige Herr in Europa zu werden hoffte. Schon hatte
er die cisalpinische Republik in Ober-Italien auch zu einem
Königreich Italien gemacht, sich selbst hatte er in Mai-
land die alte eiserne Krone aufgesetzt, und seinen Stief-
sohn Eugen Beauharnois zum Vicekönig über dieses
Reich bestellt, als er in demselben Jahr wieder zu einem
neuen Krieg auszog, durch welchen er auf seinen Er-
oberungsweg weiter geführt wurde. Nämlich Kaiser
Franz Ii. verband sich jetzt wieder mit dem Kaiser Alexan-
der 1. von Rußland, der jetzt auf Paul gefolgt war, im
I. 1801, zu einem Krieg gegen Napoleon, um viele in-
deß von ihm begangenen Ungerechtigkeiten, wie die frevel-
hafte Hinrichtung des Herzogs von Enghien, zu ahnden'
und seinen stolzen Anmaßungen zu begegnen. Zu die-
sem Krieg zog er nun als Kaiser mit mehreren Heeren
nach Deutschland und drang so siegreich an der Donau
hinab, daß Kaiser Franz Ii. bald vor ihm aus seiner
Hauptstadt Wien entfloh, und Napoleon, wie er ihn
mit seinem Heer dahin verfolgte, fand dort noch einmal
die russisch-östreichischen Heere gegen sich aufgestellt, und
besiegte sie in der Schlacht von Austerlitz, im December
1805, so gänzlich, daß nun Kaiser Franz sogleich wieder
mit ihm den Frieden von Presburg schloß, im December
1805, durch welchen Napoleon sein Reich wiederum aus-
dehnte. Kaiser Franz mußte ihm neue Abtretungen in
Süddeutschland und in Ober-Italien machen, die wich-
tigste Folge dieses Friedens aber war die Auflösung des
deutschen Kaiserthums. Indem Napoleon die Kurfür-
sten von Würtemberg und Baiern auch zu Königen er-
nannte, und sie und andere deutsche Fürsten aufforderte,
den^ Rheinbund unter sich zu schließen, zu dessen Be-
schützer oder Oberherrn er sich machte, so hatte dadurch
der Kaiser über das Reich nichts mehr zu befehlen;
Franz legte deshalb die deutsche Kaiserkrone nieder, und
nannte sich von jetzt an nur Kaiser von Oestreich. So
war Napoleon von jetzt an auch Herrscher über einen
großen Lheil von Deutschland, da die Rheinbundsfür-
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Extrahierte Personennamen: Eugen_Beauharnois Eugen Franz_Ii Franz Napoleon Franz_Ii Franz Napoleon Franz Franz Napoleon Franz Franz Napoleon Franz Franz Oestreich Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ober-Italien Italien Deutschland Donau Wien Süddeutschland Ober-Italien Würtemberg Baiern Rheinbund Deutschland